Drei Tage nach dem überzeugenden Auftritt im Halbfinale des Kreispokals stand am Samstag wieder der Ligaalltag an – unter gänzlich anderen Vorzeichen ging es zum Karlsruher SV. Nasskaltes Herbstwetter statt lauem Spätsommerabend, ein holpriges, ligaunwürdiges Geläuf statt gepflegtem Daxlander Grün.
Der SVK kam dennoch gut rein und hätte bereits kurz nach Anpfiff in Führung gehen können. Der umtriebige Mittelstürmer war an der Strafraumgrenze freigespielt worden, brachte aber keinen ausreichenden Druck in den Abschluss. Danach gelang es den Hausherren besser, die Gäste auf Distanz zu halten, bedienten sich dabei aber einer recht ruppigen Gangart, wovon sich die Beiertheimer sichtlich beeindruckt zeigten.
Nach elf Spielminuten kamen die Rotweißen erstmals über links in Strafraumnähe. Nach einem Zweikampf sprang der Ball eher unkontrolliert in Richtung des Gästetors, der gegnerische Angreifer erwischte ihn vor unserem herauslaufenden Keeper, konnte diesen umkurven und zum 1:0 ins leere Tor einschieben. Der Jubel des Anhangs der Gastgeber war kaum verstummt, da kam es noch schlimmer für die Grünweißen – nach einem Zweikampf musste unser Defensivallrounder verletzt vom Feld, die Mienen der Umstehenden verhießen nichts Gutes. In den folgenden gut zwanzig Minuten mühten sich die Jungs aus dem Südwesten redlich, den mitunter zu ballverliebten Filigrantechnikern gelang es dabei aber einfach nicht, sich auf die nun mal herrschenden Platzverhältnisse einzustellen. Die Platzherren loteten derweil mit zwei weiteren rustikalen Aktionen die Toleranzgrenze des Schiedsrichters aus, konnten ihn aber nicht aus der Reserve locken. Die resultierenden Freistöße blockten sie ohne große Mühe ab. Schließlich brachte nach sechsunddreißig Minuten ein Eckball die Wende: der erste Versuch wurde noch zurück in Richtung Eckfahne abgewehrt, die erneute Hereingabe aber fand den Kopf unseres linken Offensivmannes, der wuchtig direkt unter die Latte zum Ausgleich verwandelte. Der Treffer gab Auftrieb und brachte ein bisschen vom Selbstverständnis zurück. Wenige Minuten später passte unser Mittelstürmer nach klasse Slalomlauf durchs rechte Halbfeld an der Strafraumgrenze quer auf den Torschützen, der ansatzlos halbhoch neben den rechten Pfosten zum Doppelschlag vollstreckte. Danach kamen die Gäste noch einmal bis zur Grundlinie durch, konnten die sich ergebende Gelegenheit aber nicht nutzen, so dass es mit 1:2 in die Kabinen ging.
Der Aufsteiger fand gut in die zweite Hälfte. Phasenweise konnte sich der KSV nicht mehr befreien, Beiertheim stand jetzt sehr hoch und presste nach Ballverlust meist erfolgreich – ganz ungefährlich war das bei den häufig verspringenden Bällen nicht. Der Gegner konnte zweimal kontern und wurde mit illegalen Mitteln eingebremst, vergab die Freistöße aber deutlich. Das Spiel jedoch bestimmte jetzt der SVK, zu bemängeln war nur der Wucher beim Umgang mit den herausgespielten Gelegenheiten, die zum Teil allerdings auch von dem in der Pause ausgetauschten Schlussmann in sehenswerter Manier vereitelt wurden. Nach gut einer Stunde war aber auch er ohne Chance – nach schöner Kombination in der Mitte kam der Ball punktgenau nach vorne rechts zum schnellen rechten Außenspieler, der stand nach zwei Haken aussichtsreich und verwandelte mit viel Übersicht flach direkt neben den Pfosten zum 1:3.
Das Auswärtsteam brachte frische Kräfte und wollte den Zweitorevorsprung verwalten, der KSV aber gab sich keineswegs geschlagen. Nachdem beim Vereiteln eines gegnerischen Vorstoßes erneut ein Foulspiel unterlaufen war, gab es einen Freistoß aus etwa 35 Metern Entfernung. Der als Flanke in die rechte Strafraumhälfte geschlagene Ball fand den Kopf des Stürmers, der lehrbuchmäßig zum 2:3 verkürzte. Die verbleibenden zwölf Minuten gerieten so zur Abwehrschlacht. Die Männer vom Europabad agierten nun nervös und fahrig, während die vom Fächerbad alles nach vorne warfen. Ein Angriff über links war brandgefährlich, der Akteur ließ sich schließlich aber im letzten Moment etwas abdrängen und vertändelte. Danach ließ ein Lapsus in der Innenverteidigung den Atem des Anhangs stocken, der Fehler wurde mit vereinten Kräften in allergrößter Not aber wiedergutgemacht, nachdem der KSV-Akteur zum deutlichen Missfallen seines Trainers nicht einfach sofort geschossen hatte. Unglücklicherweise fand der Schiri dann auch noch Gefallen an dem verzweifelten Kampf und verlängerte das Leiden um vier zusätzliche Minuten. Als auch diese endlich überstanden schienen, gab es noch einmal Freistoß für die Rotweißen aus aussichtsreicher Position. Alle Augen waren auf den im Nieselregen frierenden und vom Flutlicht geblendeten Keeper gerichtet – der Ball aber ging etliche Etagen drüber und es ertönte der erlösende Schlusspfiff.
Mit Geschick und am heutigen Tag am Ende auch einer Portion Glück wurde der Charaktertest bestanden, in der Kabine kam aber allenfalls gezwungene Freude auf.
Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass unser Defensivspezialist Frakturen des Jochbeins und des Augenbodens erlitten hat und operiert werden muss.
Robin – Deine Mannschaft, die Trainer, Betreuer und alle Grünweißen wünschen Dir auf diesem Wege nochmal gute Besserung und drücken Dir ganz fest die Daumen, dass Du das alles gut überstehst und das Krankenhaus möglichst bald wieder verlassen kannst!
Weiter geht es am Samstag um 16 Uhr mit dem Heimspiel gegen Keltern.
-jba-