Am vergangenen Sonntag durften die Beiertheimer endlich mal wieder zuhause ran. Das allerbeste Wetter hatten sie sich dafür nicht ausgesucht, lediglich zu Beginn hatte der Dauerregen ein wenig nachgelassen. Zu Gast war die zweite Mannschaft des TSV Reichenbach. Beide Teams zeigten zuletzt aufstrebende Formkurven und versuchen ihr Glück meist mit spielerischen Mitteln; es sollte sich zeigen, dass dies trotz der widrigen Bedingungen absolut zu Recht Hoffnung auf ein gutes Fußballspiel machte.
Nach anfänglichem Abtasten erwischten die Hausherren den besseren Start. Nach einem unwiderstehlichen Solo des seit Wochen stark aufspielenden Mittelstürmers über den halben Platz landete der Abschluss zwar am Pfosten, der mitgelaufene Sturmpartner aber schnappte sich den Abpraller und schob zur Führung ein.
Der TSV ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen und erarbeitete sich über viel Ballbesitz zunehmend ein Übergewicht im Mittelfeld. Da sich die Defensive des SVK jedoch sehr gut organisiert präsentierte, konnte der Gegner davon lange nicht profitieren und musste zudem auf der Hut vor den gelegentlich gesetzten Kontern sein. Meist blieben die Schwarz-Grünen in dieser Phase zwar jenseits der Mittellinie hängen, wenn sie aber durchkamen, wurde es ein ums andere Mal gefährlich – der starke 05-Keeper musste Mitte der ersten Hälfte einmal klasse parieren, um seine Mannen im Spiel zu halten. Danach aber setzte die Reserve des Landesliga-Spitzenreiters die Heimmannschaft immer mehr unter Druck. Im mittlerweile strömenden Regen war die Beiertheimer Abwehr im Dauerstress und hatte Glück, dass der Kontrahent etwas zu verspielt agierte und zu wenig Zwingendes auf den Kasten brachte. Der längst hochverdiente Ausgleichstreffer aber lag jetzt spürbar in der Luft, und kurz vor dem Pausenpfiff war das Bollwerk geknackt. Dass dafür ein Traumtor benötigt wurde – ein hoher Ball in den Sechzehner wurde vom Schützen auf engstem Raum volley zentimetergenau in den rechten Winkel gedroschen – mag die Abwehrrecken trösten; da war wirklich nichts zu machen. Danach sehnte man auf und neben dem Rasen den Pausenpfiff herbei, ein zweites Gegentor wäre dann schon ein Nackenschlag gewesen, zudem wollte man wenigstens für eine viertel Stunde dem Regen entkommen.
Spätestens nach dem Seitenwechsel erreichte die Partie endgültig gehobenes A-Klasse-Niveau. Beide Teams verzichteten vollständig auf nach vorne gedroschene Bälle und weite Abschläge, jeder Freistoß wurde kurz ausgeführt und man sah auf beiden Seiten immer wieder tolle Kombinationen. Das jederzeit faire Match war zudem überaus spannend, was auch der tadellosen Arbeit der Abwehrreihen geschuldet war. Zwischen der 55. und der 70. Spielminute brachte Cheftrainer G. Chapurin vier frische Kräfte, fast schon eine Luxussituation nach langer chronischer Personalknappheit, und auch diese fügten sich nahtlos ins ansehnliche Geschehen ein. Die Roten hatten weiterhin meist den Ball und ließen sich nur schwer von ihm trennen, leisteten sich im letzten Drittel aber Unkonzentriertheiten und brachten einfach keinen Druck hinter ihre Abschlüsse – was aufs Tor kam, wurde sichere Beute des Beiertheimer Schlussmanns. Völlig konträr der SVK; meist im Abwehrmodus kam man nur sporadisch in die Nähe der gegnerischen Box, strahlte dann aber Gefahr aus. Bei einem abgefälschten Schrägschuss des rechten Außenverteidigers rettete der letzte Mann des TSV noch mit unglaublichem Reflex. Beim raffinierten Heber des immer quirligen Mittelstürmers aber war er bereits geschlagen und auf die Hilfe der Innenseite des aus seiner Sicht rechten Kreuzecks angewiesen – der Ball sprang danach knapp vor der Torlinie auf und konnte in höchster Not geklärt werden. Wenige Zeigerumdrehungen später, es lief nun bereits die 88. Spielminute, war dann aber auch Reichenbachs Fortuna verwirrt – ob es ein Torschuss, eine Flanke oder ein Pass sein sollte, was Beiertheims links vorne eingewechselter Akteur da abgeliefert hatte, wusste er wohl selbst nicht, nach kurioser Flugbahn landete das Ding unter dem begeisterten Jubel des durchnässten und frierenden Anhangs jedenfalls in den Maschen. Der starke Schiri, der unaufgeregt und sachlich jederzeit Herr des Geschehens gewesen war, gab noch zwei Minuten drauf, die euphorisierten Gastgeber spielten die verbleibende Zeit aber abgeklärt von der Uhr.
Unter dem Strich steht ein hart erkämpfter Sieg gegen den bislang spielerisch stärksten Gegner der Runde. Ein Remis wäre den Spielanteilen gerechter geworden, die besseren Chancen aber hatte Beiertheim und erzielte deshalb nicht unverdient ein Tor mehr als der Gegner. Am kommenden Sonntag reist man guter Dinge, aber vom Vorjahr gewarnt nach Ettlingen.
– jba –